Revision der ISO 9001:2015

Revision der ISO 9001:2015

Revision der ISO 9001:2015

2012 haben die ISO-Mitgliedskörperschaften eine formale weltweite Überprüfung der ISO 9001 beschlossen. Dabei hat sich eine Mehrheit der Befragten für eine Revision der Norm ausgesprochen. Die Neufassung der Norm ist im November 2015 verabschiedet worden. Zertifizierungsstellen gewähren üblicherweise eine dreijährige Übergangsfrist, innerhalb der die QM-Systeme auf die neue Revision umgestellt sein müssen.

Die Struktur der neuen Revision orientiert sich an der in den ISO-Direktiven festgelegten Grundstruktur für Managementsystemnormen (High Level Structure) und soll eine stabile Basis für die Anforderungen der nächsten 10 Jahre werden.

Was aber hat sich an der Norm genau geändert?

Das Augenscheinlichste ist die neue Struktur mit jetzt 10 statt der vorher enthaltenen 8 Kapiteln:

  1. Anwendungsbereich
  2. Normative Verweisungen
  3. Begriffe
  4. Kontext der Organisation
  5. Führung
  6. Planung
  7. Unterstützung
  8. Betrieb
  9. Bewertung der Leistung
  10. Verbesserung

Aber auch am Inhalt ist einiges neu. Hier werden die 8 wichtigsten Änderungen kurz vorgestellt:

1. Die strategische Ausrichtung der Organisation rückt in den Fokus

Das Qualitätsmanagementsystem muss zukünftig wesentlich stärker in die strategische Ausrichtung des Unternehmens integriert werden. Die oberste Leitung wird deutlich mehr in die Verantwortung genommen, wenn es um die Integration der Qualitätspolitik des Unternehmens in die gesamte strategische Ausrichtung der Firma geht. Die ISO 9001:2015 fordert die Unternehmen auf, grundsätzlich zu erfassen, welche internen und externen Faktoren einen Einfluss auf die Strategie haben können. Dies können z. B. rechtliche Rahmenbedingungen, technische Anforderungen, die Nachhaltigkeit oder auch soziale Belange sein.

2. Die Zielgruppen werden erweitert

Die ISO 9001:2015 erweitert die angesprochenen Zielgruppen um einige neue Beteiligte. In der alten Version der ISO 9001 stand hauptsächlich der Kunde im Fokus, jetzt wird bei den Zielgruppen etwas ganzheitlicher gedacht. Zusätzlich werden weiter interessierte Gruppen angesprochen, dies können Lieferanten, Kooperationspartner oder Mitarbeiter sein. Letztendlich sollten alle Gruppen betrachtet werden, die einen Einfluss auf die Qualität des Produktes haben können.

3. Das Prozessmanagement wird wichtiger

Die neue Qualitätsmanagementnorm legt Wert auf einen prozessbasierten Ansatz, mit der Forderung nach einem umfassenden systematischen Management der Prozesse des Unternehmens. Die Unternehmensprozesse und deren Interaktionen müssen definiert werden und Verfahren zur Steuerung der Prozesse, Prozessverantwortliche und Leistungsindikatoren etabliert werden. Auch bei den Prozessen wird ein risikobasierter Ansatz gefordert.

4. Komplett neu: Chancen- und Risikomanagement

Ein komplett neues Thema ist das Riskmanagement, die Betrachtung von Risiken, aber auch von Chancen innerhalb der Unternehmensprozesse. Leider legt die ISO 9001:2015 nicht fest, wie dies genau geschehen soll. Wichtig ist ein systematischer Umgang mit den Chancen und Risiken und ein regelmäßiger Review. Eine geeignete Methode kann die FMEA (Fehler-Möglichkeiten-Einfluss-Analyse bzw. engl. Failure Mode and Effects Analysis) sein, die einige Unternehmen sicherlich schon im Rahmen der Vorbeugemaßnahmen einsetzen.

5. Endlich auf der Höhe der Zeit: Wissensmanagement

In einem Punkt ist die neue ISO endlich auf dem aktuellen Stand angekommen. Die Autoren haben erkannt, dass Wissen in den heutigen Unternehmen einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren ist. Die aktuelle Revision der ISO 9001 trägt diesem Umstand dadurch Rechnung, dass ein systematisierter Umgang mit dem Wissen des Unternehmens gefordert wird. Dazu gehört nicht nur, das in der Firma vorhandene Wissen zu speichern, sondern vor allen Dingen auch an der richtigen Stelle den Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Wie genau das geschehen soll, wird durch die Norm nicht beschrieben, es geht aber sicherlich nicht ohne den Einsatz einer passenden Softwarelösung.

6. Das papierbasierte Qualitätsmanagement-Handbuch war gestern

Ein weiterer Ansatz, der in diese Richtung weist, ist die geforderte Art der Dokumentation. Ein Qualitätsmanagement-Handbuch ist nicht mehr explizit gefordert. Es muss nur noch eine dokumentierte Information aufrechterhalten werden. Auch hier wird zukünftig öfter eine Qualitätsmanagementsoftware, wie z. B. D4InfoNet, eingesetzt werden.

Außerdem wurde die bisher geforderte Trennung zwischen Dokumenten und Aufzeichnungen aufgehoben.

7. Goodbye QMB – der Qualitätsmanagement-Beauftragte verschwindet

In der neuen Version ist die explizite Forderung nach einem QMB verschwunden. Das trägt der Entwicklung des Qualitätsmanagements in den letzten Jahren Rechnung. Die Verantwortung liegt natürlich immer noch bei der obersten Leitung, die Aufgaben können jetzt, wie es wahrscheinlich schon in vielen Firmen praktiziert wird, auf mehrere Schultern verteilt werden. Wer mit einem zentralen Qualitätsmanagement-Beauftragten bis jetzt gut gefahren ist, kann dieses Modell natürlich auch zukünftig beibehalten.

8. Terminologie – geänderte Begrifflichkeiten

Mit der Überarbeitung der ISO 9001:2015 hat sich auch an der Terminologie etwas geändert. Hier eine kurze Übersicht:

ISO 9001:2008 ISO 9001:2015
Produkte Produkte und Dienstleistungen
Ausschlüsse werden nicht mehr verwendet
Beauftragter der obersten Leitung entfällt
Dokumentation, Qualitätsmanagementhandbuch, dokumentierte Verfahren, Aufzeichnungen dokumentierte Informationen
Arbeitsumgebung Prozessumgebung
Überwachungs- und Messmittel Ressourcen zur Überwachung und Messung
beschafftes Produkt extern bereitgestellte Produkte und Dienstleistungen
Lieferant externer Anbieter

Falls Sie noch keine Software zur Unterstützung Ihres Qualitätsmanagements einsetzen, könnte jetzt ein idealer Zeitpunkt sein, um das zu ändern. Mit einer geeigneten Qualitätsmanagementsoftware können Sie viele Prozesse automatisieren und sich die tägliche Arbeit erleichtern.